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Akyürek-Preis der Stadt Osnabrück für Reinhold Mokrosch

Osnabrück. Reinhold Mokrosch ist mit dem Yilmaz-Akyürek-Preis 2015 der Stadt Osnabrück ausgezeichnet worden. Der Religionswissenschaftler hat sich unter anderem als langjähriger Leiter der Osnabrücker Friedensgespräche und Gründer des Runden Tischs der Religionen für den interkulturellen Dialog stark gemacht.

Bei der Feierstunde im Friedenssaal lobte Oberbürgermeister Wolfgang Griesert Mokroschs unermüdliche Begeisterung dafür, Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen miteinander ins Gespräch zu bringen, die ohne seine Initiative nicht zueinander finden würden. Bereits vor zwei Jahren hatte Mokrosch das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Damals wurde er für seine Verdienste um die Friedenspolitik geehrt, diesmal ging es um seinen Einsatz für Integration und Gleichberechtigung.

Griesert zählte in seiner Laudatio die zahlreichen Initiativen auf, in denen der emeritierte Theologie-Professor der Universität Osnabrück seit vielen Jahren aktiv ist, darunter die Osnabrücker Friedensstiftung, der Runde Tisch der Religionen, die Deutsch-Israelische-Gesellschaft, die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft, die Osnabrücker Ortsgruppe von „Religions for Peace“, die Erich-Maria-Remarque- und die Felix-Nussbaum-Gesellschaft.

„Professor Mokrosch hat es mit dem Runden Tisch der Religionen geschafft, hier in der Friedensstadt Vertreter aller Religionsgemeinschaften zusammen zu bringen, um für Toleranz und Gewaltfreiheit weltweit einzutreten“, unterstrich Griesert.

In seiner anekdotenreichen Dankesrede gab sich der 75-jährige Preisträger bescheiden. „Ich habe nur hier und dort kleine Anstöße gegeben, um Integration voranzubringen“, sagte er. Aufeinander zugehen und miteinander reden müssten die Menschen von sich aus. „Gerade in dieser Zeit, in der Integration weltweit mit Füßen getreten wird und Ausgrenzung und Gewalt an der Tagesordnung sind, ist es wichtig, sich lokal für Willkommenskultur und Integration zu engagierten“, sagte Mokrosch.

Vier Grundsätze seien für gelingende Integrationsarbeit entscheidend: Toleranz, Bewahrung von Identität, Gewährung von Religions- und Weltanschauungsfreiheit sowie Dialog und Kooperation. „Wenn ich drei Wünsche frei hätte, würde ich mir noch mehr kulturelle Öffnung gerade in der Verwaltung, eine noch bessere Willkommenskultur für Flüchtlinge und eine stärkere Kooperation der 42 Integrationsvereine in Osnabrück wünschen“, schloss der Theologe seine Ansprache.

In einem Grußwort würdigte auch Petra Jeda, die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Iburger Straße, den Preisträger. Sein Engagement sei eine Aufforderung an alle, sich auch im Kleinen für Integration zu engagieren.

Prof. i. R. Dr. Reinhold Mokrosch erhält Verdienstkreuz

Bundespräsident Joachim Gauck hat Prof. em. Dr. Reinhold Mokrosch das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, das ihm Oberbürgermeister Boris Pistorius am Freitag, 11. Januar während einer Feierstunde im Friedenssaal des historischen Rathauses überreicht hat. Prof. em. Dr. Reinhold Mokrosch erhält von Oberbürgermeister Boris Pistorius das Verdienstkreuz  In seiner Laudatio hob Pistorius das vielfältige Engagements Mokroschs hervor. Er sagte: "Sie sind immer darauf aus, neue Wege für die Toleranz zu finden, immer auf Spurensuche, die uns einer friedlichen Weltgesellschaft zumindest einen Schritt näher bringt. In Ihrer ausgleichenden Art sind Sie der geborene Moderator […] Sie wissen, dass Frieden ein hohes Ziel, aber kein statischer Zustand ist. Insofern sind Sie einer der großen Beweger unserer Stadt: selbst bewegt durch die Idee des Friedens, ruhelos, bewegend, anstiftend zum Frieden: unermüdlich, charmant, geist- und kraftvoll: in allem, was Sie tun.
 
[…] Ganz aktuell ist ein Buch erschienen, dass Sie gemeinsam mit Thomas Held und Roland Czada herausgegeben haben: 'Religionen und Weltfrieden' haben Sie es genannt und als Untertitel hinzugefügt „Friedens- und Konfliktlösungspotenziale von Religionsgemeinschaften“. Gerade weil die Weltreligionen immer wieder auch in fürchterliche Auseinandersetzungen verwickelt sind, untersuchen die Autoren die friedensfördernde Rolle der Religionsgemeinschaften[…] Sie kommen mit denjenigen ins Gespräch, die es schwer haben, miteinander zu sprechen. Dabei gehört diese Fähigkeit vielleicht zu den wichtigsten, die jemand mitbringen muss, wenn er sich, wie Sie, dem Frieden verschreibt. Und wahrscheinlich kann man beobachten, dass Leute wie Sie dort fehlen, wo Konflikte nicht gelöst oder begrenzt werden können: Leute, die Vertrauen haben, Leute, denen vertraut werden kann. Lieber Herr Mokrosch, im vergangenen Jahr begegneten wir uns, als ich die Vertreter aller Religionsgemeinschaften ins Rathaus eingeladen hatte, damit wir gemeinsam gegen das sogenannte „Hassvideo“ Stellung nehmen, dass in der ganzen Welt für Unruhe gesorgt hat. Mir ist dieses Gespräch auch deswegen in so guter Erinnerung, weil sich die Vertreter der unterschiedlichen Religionen in Osnabrück so selbstverständlich zu einer gemeinsamen Stellungnahme bereit gefunden haben. Dass wir uns aufeinander verlassen können, hat dieses Gespräch auf eindrucksvolle Weise gezeigt. Und dass wir einander vertrauen können, verdanken wir Menschen wie Ihnen, sehr geehrter Herr Mokrosch. Insofern sind Sie der richtige Mann in der richtigen Stadt: Ein Friedensstifter in der Friedensstadt Osnabrück." 
Im Anschluss sprachen Carl Ludwig Thiele, Vorstand Deutsche Bundesbank, und Günter Skibba, die diese Ehrung angeregt hatten. Grußworte sprachen auch Prof. Dr. Roland Czada, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rates der Osnabrücker Friedensgespräche, und Prof. Dr. Elisabeth Naurath, Direktorin Evangelische Theologie der Universität Osnabrück. 
In seiner Dankesrede erwähnte der sichtlicht gerührte und tief bewegte Mokrosch die drei zentralen Motive seines Handelns und Denkens, die alle durch persönliche Erlebnisse fundiert worden sind: Nie wieder Gewalt, Frieden muss erlitten werden sowie Parteilichkeit und Verständigung. Zum Abschluss dankte er Osnabrück: "In dieser Stadt lässt sich wunderbar für den Frieden eintreten."